sechs Fragen an Tanja Krone am 5. April 2013
Wo warst Du in den letzten 6 Jahren?
Auf Tour. Basel, Bern, Köln, Istanbul, Berlin, Wien, Stockholm… Mit den Maiden Monsters, einem all women Band/Performance-Kollektiv. Inhaltlich ging es um die fließenden Grenzen von Fiktion und Realität, die Initiierung und Organisation von politischem Engagement und die geschlechterspezifischen Zuschreibungen auf der Straße, im Büro, auf der Bühne, also everywhere. Immer stand die Frage im Vordergrund, wie man einen Kommunikationsprozess innerhalb einer Gesellschaft in Gang setzen kann. Die Musik war dafür einschlägiges Mittel..
Und was willst Du in den nächsten 6 Jahren machen?
Weiter. Theater, Musik, Performance… Texte und Themen auf der Bühne verhandeln und verwandeln, die (mir) wichtig sind. Dazu gehören Autoren wie Dorota Maslowska und Themen wie Arbeit, Einsamkeit, Sprache, Macht, Strukturen. Ich würde gern mal von Judith Butler „Krieg und Affekt“ inszenieren oder von Susan Sontag „Das Leiden der Anderen betrachten“. (weiß nicht, wie ernst ich das meine)
Warum Theater?
Mir geht’s um die Frage, wie man mit einem Publikum in Kommunikation treten kann. Wie kann man die eigenen Fragen an die Welt so an ein Publikum weitergeben, daß sie selbst ins Fragen kommen. Welche Kunst-Form man dafür wählt ist mir letztendlich schnuppe, allerdings war Theater für mich immer der Ort, wo die direkte Einbeziehung am effektvollsten stattfinden kann.
Wie würdest Du Deinen Regiestil beschreiben?
//hm. Mein größtes thema ist immer, daß die leute auf der bühne meinen, was sie sagen und den text ernst nehmen. Ich nenn das „konkret sein“. Außerdem ist mir der a(spe)kt der selbstbestimmung wichtig. Ich will, daß ein Schauspieler DENKT – auf den Proben, auf der Bühne und privat sowieso.
Wie würden Schauspieler Deinen Regiestil beschreiben?
T.K. strahlt Energie aus und besitzt ebenso viel Humor wie Ernsthaftigkeit. Man möchte ihr geben, was sie unbedingt verlangt. Eine Offenheit im Spiel und in der Suche nach einer Form. Eine Hingabe zu Details, Rhythmus und Zusammenspiel, was Konzentration und Aufmerksamkeit bedeutet. Persönliches Spielen ist bei ihr möglich. Sie kreiert ein großes „Denken im Team“, eine direkte Aussprache über die Arbeit, auch während der Arbeit. Sie nimmt die Dinge ernst und sucht dabei nach einer unterhaltenden Form der Leichtigkeit. (Emilia de Fries)
Welche Rolle spielt die Musik?
Die Kraft der Musik spielt für mich beim Theatermachen eine entscheidende Rolle, ehrlich gesagt kann ich das nicht mal trennen. Musik ist theater ist musik. Das hat alles was mit dynamik und den richtigen tönen zu tun. High voltage! Das ist genau wie bei der textarbeit. Entweder spiel ich einen akkord, so wie ich ihn meine oder man hört eben nur irgendeinen undefinierbaren ton. Ich muss genau wissen, WIE ich meinen e-moll-akkord spielen will, welche saiten dabei sein sollen. E-moll kann man ja auf unterschiedliche weise spielen. Ich muss mich also auseinandersetzen und kann nicht nur so tun, als ob ich e-moll spiele. Leicht daneben is auch vorbei. Und dann ist das gemeinsame musizieren eine wahnsinnig intensive sache. Da kann keiner eine hauptrolle spielen, da müssen alle zusammen ran, aufeinander hören, zuhören, rücksicht nehmen. Das ist anstrengend. Aber es gibt nichts Besseres.