THE EUROPEAN HOUSE OF GAMBLING

Eine Spielhölle tourt durch Europa. Hier wird gezockt: Alle für Alle, alle gegen alle. Es wird umverteilt, umgewertet und um eine neue ökonomische Ordnung gerungen. In dieser temporären Wettkampfarena gibt es keine Bank und auch die Verlierer sind im Glück – denn das Glücksrad macht nie Pause.

Mitten auf dem Marienplatz in Stuttgart ist ein Komet gelandet. Was für eine Jahrmarktsattraktion. Ein Jahrtausendereignis! Es herrscht Ausnahmezustand. Hypnotisierende Musik, blinkende Lichter, das Klirren irdischer Metalle durchdringen den abendlichen Sommerwind. Aus kleinen Buden fallen skurrile Showmaster, Gauklerinnen, Spielhüter und verführen die wartende Menge durch zauberhafte Gebärden und geheime Botschaften. Geht es gleich los – oder sind wir schon mittendrin im Spiel?

In einer Mischung aus Spielhölle, Schaubude und Wettkampfarena treffen sich die Besucher*innen, um zu zocken, stundenlang. Auf Brettern, die die Welt bedeuten, gilt es alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. Karten fallen, Würfel rollen, Stäbe erzittern bei der kleinsten Bewegung. In der Mitte ein Ring. Hier wird um Werte gekämpft – denn wenn die Ressourcen erschöpft sind, muss dafür eben ein Wert geopfert werden. So sieht das aus. Alles steht zur Disposition: das Publikum wettet auf die Gewinner*in

und feiert den gemeinschaftlichen Verlust. Die Schlüssel zum Glück fliegen uns um die Ohren, das Gehirn schüttet nonstop aus: Dopamin, Endorphine. Wir spielen uns in Ekstase. Denn über allem, jenseits von Urteil und Einfluss, von individuellem Geschick und Schicksal, schwebt das Glücksrad: „ALL IN!” Der Zufall verteilt um. Gewinn, Verlust, Status – alles wandert weiter. Ist das noch Willkür oder schon (wieder) Gerechtigkeit?

Umverteilung mal anders: Hier herrscht Verteilungsgerechtigkeit. Wer hätte gedacht, dass es so leicht sein kann? Mit einer internationalen Spieltruppe tingelt “The European House of Gambling” von Stadt zu Stadt, dem diversen Europa auf den Fersen und der einen Frage: Lässt sich soziale Gerechtigkeit zwischen den Schichten, den Ländern, den Nachbarn, den Geschlechtern herstellen? Wer will das? Wer will was? Wie viel Lust haben wir (wirklich), unser Haben zu teilen mit denen, die im Soll sich baden? Was müssen wir opfern, wenn wir uns auf ein solches Unterfangen einlassen? Und: wer soll das eigentlich organisieren? Vielleicht sind es ja doch die Narren, die die Welt retten.

mit: D. Boy, D. Bulut, D. Freeman, B. Grahs, F. Greiling, J.-Y. Kluhs, O. Kreisel, T. Krone, M. Levy, L. Talamonti, E. Rönnebeck und vielen Millionen mehr

DATEN:
25.-27.Mai 2019 Baden-Baden, Baden-Würtembergische Theatertage
11.-13. Mai 2018 Berlin, sophiensaele
19.+20.9.17 Mannheim, „Wunder der Prärie“, Alter Messplatz
11.-16.7.17 Stuttgart, Theater Rampe, Marienplatz